Musik und Theater


Opern und Symphonien, Kammerkonzerte und Open-Air Rockkonzerte. Von Giuseppe Verdi zu Gaetano Donizetti, von Luciano Pavarotti zu Luciano Ligabue.
Die lange musikalische Tradition, die in den Kunststädten fest verwurzelt ist, schlieβt auch zeitgenössische Musik ein und lebt mit ihren wichtigsten Interpreten an prestigeträchtigen Orten.

Ausgesuchte, aber auch begeisterte Zuseher erwartet das ganze Jahr hindurch ein vielschichtiges Veranstaltungsprogramm.

Wenn man sich in die Lombardei begibt, nach Bergamo, ist es unmöglich, nicht an den großen Donizetti zu denken. Sein Geburtshaus kann in Borgo Canale besichtigt werden, wobei die bedeutendsten Veranstaltungen in dem 1897 anlässlich seines hundertsten Geburtstags nach dem Komponisten benannten Theater stattfinden: Bergamo Jazz, Festival pianistico internazionale di Brescia e Bergamo (Internationales Klavierfestival von Brescia und Bergamo), Bergamo Musica Festival Gaetano Donizetti. In Brescia geht man wegen der Musik - aber nicht nur ihretwegen - ins Teatro Grande, ein nationales Monument. Der hufeisenförmige Konzertsaal wurde in neoklassizistischem Stil vom Architekten Luigi Canonica entworfen und hat fünf Reihen mit Fresken versehener Logen, die auch Stucke und Goldverzierungen aufweisen. Hier werden seit dem 16. Jahrhundert die größten Opern italienischer Tradition aufgeführt.

Auch in Monza ist der Sitz der Musik prestigeträchtig: Jedes Jahr findet in der Villa Reale das Festival Musica antica statt, das eine Reihe von Veranstaltungen umfasst, bei denen Kostproben aus dem Barock, dem Prä-Klassizismus und dem Klassizismus in Italien und Europa gegeben werden. Die Noten von Bach, Vivaldi, Händel, Sammartini, Haydn und Mozart hallen von den Mauern des Teatrino di Corte wieder, einem kleinen Juwel mit nur 120 Plätzen, oder in der eindrucksvollen Sala degli Specchi (Spiegelsaal) mit Dekorationen von Albertolli. In Lodi ist das Teatro alle Vigne das wichtigste Theater, das eine kanonische Kirche des Ordens der Humiliaten war und 1570 den Barnabitern überlassen wurde, die es schließlich in ein Höheres Institut für Theologie, Moral und Philosphie umwandelten. Nach zahlreichen Änderungen des Verwendungszwecks und einem radikalen Umbau, werden hier seit 1985 Prosa-, Operetten- und Kabaretaufführungen veranstaltet.

Herausragend ist auch der Veranstaltungskalender des Teatro Fraschini in Pavia. Es entstand im 18. Jahrhundert und wurde nach dem Verdi-Tenor Gaetano Fraschini aus Pavia benannt, der sich zur Zeit des Ankaufs durch die Stadt im Jahr 1869 großer Berühmtheit erfreute. In seiner Geschichte hat das Theater viele illustre Gäste gesehen, wie Kaiserin Giuseppina de Beauharnais, Gemahlin von Napoleon I, den österreichischen Kaiser Franz I und seine Gattin, Kaiserin Marie-Luise, und Komponisten wie Niccolò Paganini, der Meister Pietro Mascagni und Arturo Toscanini.

Das bevorzugte Ziel von Musikliebhabern ist sicherlich Cremona. Unbedingt zu gehen ist der Stradivari-Rundweg, an dem man sich einigen der bedeutendsten Meisterwerke der vom großen Meister und von Mitarbeitern seiner Werkstatt hergestellten Instrumente nähert. Unter den 1200 Stücken, die dieser Meister des Geigenbaus in seinem Leben konstruiert hat, werden die uns erhaltenen Objekte einstimmig als Erbe von unschätzbarem Wert betrachtet. Der Besuch geht von der Casa di Stradivari (Haus von Stradivari), wo sich seine Wohnung und Werkstatt befanden, über die Stanze per la musica, wo die Sammlung Carlo Alberto Carutti bewahrt ist, und Piazza Stradivari, die ihm gewidmet ist, von Piazza Roma, wo sich sein Grabmal befindet zu Palazzo Pallavicino Ariguzzi, Sitz der prestigeträchtigen, internationalen Geigenbauerschule (ISS) Antonio Stradivari, und dem neuen Museo del Violino (Geigenmuseum).

In der Region Emilia Romagna besitzt Piacenza mit dem Teatro Municipale (Stadttheater) ein wundervolles Beispiel für Architektur aus dem späten 18. Jahrhundert. Sogar Stendhal nannte - auf Durchreise in der Stadt - das Theater Piacenzas “eines der schönsten, nein, das schönste Theater Italiens”. Seit 1804 sind hier die größten Künstler jeder Epoche aufgetreten. Seit Dezember 2004 ist hier der Sitz des Orchestra Giovanile “Luigi Cherubini”, das von Riccardo Muti geleitet wird. In der Region ist jedoch Parma der musikalische Anziehungspunkt. Hier stößt man auf die Orte von Arturo Toscanini und Giuseppe Verdi, an denen 2013 das 200jährige Jubiläum des Komponisten gefeiert wurde. Sein Haus befindet sich in Roncole, einem kleinen, von Landwirtschaft geprägten Dorf in der Nähe von Busseto, das seit 1901 zu einem nationalen Denkmal geworden ist. Hier kann man Palazzo Orlandi besichtigen, wo er mit Giuseppina Strepponi zusammenlebte, und das Teatro Verdi.

In Parma feiert man den Musiker im Teatro Regio, das auf Wunsch von Herzogin Maria Luigia, der zweiten Frau von Napoleon, Herzogin von Parma und Piacenza, errichtet wurde. In Modena gibt es gleich zwei Veranstaltungsorte, das Teatro Comunale Luciano Pavarotti und das Teatro Storchi. Ersteres wurde von Francesco Vandelli, dem Hofarchitekten von Francesco IV d’Austria-Este, entworfen und 1841 eingeweiht. Der wundervolle Vorhang, der immer noch das Proszenium ziert, stammt von dem Maler Adeodato Malatesta. Das Comunale ist der Oper, Konzerten und dem Ballett gewidmet, während im Teatro Storchi Theaterstücke zur Aufführung kommen. 1886 nach einem Entwurf des Architekten Maestri erbaut, symbolisiert es den Aufstieg der bürgerlichen Kultur.

In Reggio Emilia gibt es drei bedeutende Theater, die alle an dem gleichen Platz liegen: das Teatro Municipale “Romolo Valli” (Stadttheater), das 1857 gegründet wurde und wo vor allem Opernaufführungen (Pavarotti hatte hier sein Debut), Konzerte und Tanzveranstaltungen stattfinden, Teatro Arisoto, das nach dem Autor von Orlando Furioso benannt ist und wo vor allem Theaterstücke aufgeführt werden, und das Teatro Cavallerizza “Cesare Zavattini”, wo vor allem zeitgenössische Aufführungen stattfinden. Der Veranstaltungskalender ist reichhaltig: Der “Premio Paolo Borciani, Quartetto Internazionale per Quartetto d’Archi” (Paolo Borciani Preis für Streichquartette) im Teatro Valli, und die Fondazione Nazionale della Danza Aterballetto mit ihrem Sitz in der ehemaligen Gießerei Lombardini, welche die enge Beziehung zwischen dem Tanz und der Stadt hervorhebt. Wenn man von Veranstaltung spricht, ist auch Campitolo zu nennen, welches gleichbedeutend mit großen Konzerten geworden ist.